Ein Blick in die Geschichte der TG Polch

Historische Bilder aus dem Vereinsleben

Chronik

(geschrieben von Anton Bach, Ursula Gerhard, Hilde Fuchs)

Im Jahre 1888 gründeten, angeregt durch den schon bestehenden Nachbarverein in Mayen (TuS), etwa 15 beherzte, sportbegeisterte Männer die „Turngesellschaft 1888" Polch/Maifeld. Da am Beginn der Tätigkeit es noch an einem geeigneten Sportplatz fehlte und außerdem Gerätemangel bestand, wurden anfangs nur einfache Ballspiele sowie volkstümliche und leicht athletische Übungen durchgeführt bis endlich mit Hilfe kleiner Ersparnisse und durch Sammlungen Geldmittel aufgebracht wurden, um Geräte anschaffen zu können. Wie schwer es damals war, zu Geldmitteln zu kommen, können uns die Großväter erzählen. Hier war wirklich Idealismus vorhanden.
Inzwischen hatte die „Turngesellschaft 1888" Polch Fühlung mit der „Deutschen Turnerschaft" aufgenommen und Anschluss an den „Rhein-Mosel-Gau" gefunden. Dieser Anschluss war für die Turnerschaft in Polch von ausschlaggebender Bedeutung. Im Jahre 1908 war im Festzelt des Gasthauses „Anton Luy", heute Horst Müller, eine Großveranstaltung, die dem Turnverein die nötige Stärke gab. Nach 1908 kam das Vereinsleben zur vollen Blüte. Die Gau- und Kreisfeste wurden alle mit gutem Erfolg besucht.
1910 brachte das Gesetz zur Förderung der Jugendpflege auch der „Turngesellschaft 1888" Polch endlich von staatlicher Seite Förderung und Unterstützung. Großartig wurde das silberne Jubelfest 1912 unter Anteilnahme der Bevölkerung und der benachbarten Vereine gefeiert. Dieses Jubelfest wurde auf der Wiese hinter dem Gebäude der Verbandsgemeinde- verwaltung gefeiert. Es war damals schon eines der größten Feste von Polch. Der „Turngesellschaft" brachte das Fest einen starken Mitgliederzuwachs. Die Turnwarte Ernst Gail und Martin Grober waren die Verantwortlichen dieser großen turnerischen Veranstaltung, die ein Höhepunkt in der Vereinsgeschichte werden sollte. Von dieser Zeit an hat das Turnen in Polch festen Fuß gefasst. Bis 1914, vor dem ersten Weltkrieg, hat Jodok Kirstges als Turnwart den Verein geleitet.

Die Glanzriege aus dem Jahr 1934

In den Kriegsjahren 1914 bis 1918 ruhte der Turnbetrieb in Polch. Viele Turner sind im Felde geblieben.
Die Wiederaufnahme des Turnbetriebes wurde bei einer Zusammenkunft der Polcher Turnfreunde am 6. August 1919 im Lokal „Harmonie" beschlossen. Durch Befehl der Besatzungsmächte musste der Vereinsname geändert werden in „Polcher Turn- und Sportverein 1888" (TuS).
Die Turnstunden fanden damals unter starker Teilnahme der Polcher Jugend im Saale der Gastwirtschaft „Harmonie" statt; damaliger Inhaber des Lokals war Christ Weber.
Zu dieser Zeit wurde das Fußballspiel in Polch aufgenommen. Man spielte auf dem Platz am Weiherborn, wo heute der Kindergarten steht. Der Verein hatte schon 78 Mitglieder, was für die damalige Zeit in Polch erstaunlich war.
Immer wieder zog man große und kleine Feste auf, um die nötigen Geldmittel zu bekommen, die zur Beschaffung von Geräten notwendig waren. Fast jedes Jahr veranstaltete man ein „Stiftungsfest".
Von 1919 bis 1924 war der damalige Apotheker Lauwartz 1. Vorsitzender des Turn- und Sportvereins. Unter seiner Führung entwickelte sich ein starker Verein. Die Zeit der wirtschaftlichen Schwierigkeiten machte auch vor dem „Turn- und Sportverein" nicht halt. Dennoch gelang es durch die Opferfreudigkeit der Mitglieder und mit starken Selbsthilfeaktionen den Verein zu erhalten. Wegen Geldschwierigkeiten trat man 1928 aus dem Turngau „Untermosel" aus. Zu dieser Zeit veranstaltete man Fest auf Fest, sogar Maskenbälle wurden abgehalten, damit die Kasse einen neuen Aufschwung erlebte. 1930 meldete sich der Verein wieder dem damaligen „Unter-Mosel-Megin-Gau" an. Im ersten Jahr der Zugehörigkeit im Gau gewann die erste Turnerriege das Gaubanner beim Gaufest in Ettringen. Auch wurden die Gaufeste in Güls und Koblenz besucht. Hier schlugen unsere Turner beim Vereinswettstreit die stärkste Riege von Koblenz 1860.
Bis 1939 war das Hotel Lenz Vereinslokal, wo unter Leitung von Turnwart Kirstges regelmäßig in der Woche die Turnstunden stattfanden. In der damaligen Riege, heute wird sie als Glanzriege bezeichnet, standen: Peter Oster, Benedikt Rademacher, Peter Krechel, die Gebrüder Philipp, Toni und Peter Linsel sowie Peter Ganser.

Anton Bach beim Turnfest am Polcher Schwimmbad 1959

Von 1939 bis 1948 ruhte der Turnbetrieb -wegen des 2. Weltkrieges - auch in Polch.
Auf Initiative von Peter Oster ist im März 1949 das Turnen in Polch wieder aufgenommen worden. Ihm allein ist es zu verdanken, dass heute wieder eine so starke Turnerschaft in Polch besteht. Der Turnbetrieb wurde im Saale Lenz durchgeführt. Über 30 Aktive waren damals schon wieder dem Turnen treu. Einige Zeit wurde am Polcher Freibad geturnt, bis 1950 unser Turnbruder Peter Geisen im, „Gasthaus Zum Stern" die Turner aufnahm. Es ist heute noch Vereinslokal unter neuer Leitung (Familie Heeger).
Um all die schönen Erfolge aufzuzählen, wäre der Platz viel zu klein. Aber einige wollen wir nicht vorenthalten: Anita Bach (Gügel) erreichte den 84. Platz beim Deutschen Turnfest 1953 in Hamburg und den 1. Preis beim Landesturnfest 1952 in Neuwied, den 4. Preis von Peter Oster beim Landesturnfest 1956 in Kirn, den 197. Preis von Anton Bach beim Deutschen Turnfest 1958 in München und nicht zuletzt den schönsten Erfolg von Manfred Theisen mit dem 1. Preis beim Landesturnfest in Koblenz.
Im Jahre 1962 fand das 75-jährige Stiftungsfest, verbunden mit dem Gauturnfest des Turngaues Rhein-Ahr-Nette statt. Die Presse berichtete damals von einem guten Verlauf mit beachtlichen, turnsportlichen Erfolgen.
1963 besuchten einige Polcher Turner das Deutsche Turnfest in Essen.
In der Mannschaftswertung der Gaujugendbestenkämpfe 1964 in Mendig errang die TG Polch den 1. Platz mit 140,30 Punkten. Das war ein einmaliger Erfolg der Polcher Turner und Turnerinnen.
Die Vereinseintragung (e. V.) in das Vereinsregister des Amtsgerichts erfolgte am 23. 1. 1970 (durch Beschluss der Jahreshauptversammlung vom 22. 3. 1969).
Im Jahre 1963 wurde die neue Abteilung „Liebe Frauen" gegründet, die sich bis heute einer stets wachsenden Mitgliederzahl erfreut. Auch sehr viele Mitglieder hat die 1971 neu ins Leben gerufene Abteilung „Mutter und Kind".
Im Jahre 1980 wurde die Leistungsgruppe Mädchen unter der Leitung des Turnbruders Walter Guth gegründet. Von 1982 an wurde diese Abteilung von Monika Wiedemuth und von 1987 an von Helga Landvogt trainiert.
Die Leistungsgruppe Jungen wurde ab 1981 ebenfalls von Walter Guth geführt. Ab 1982 von Ralf Schlich, 1985 von Christian Wiedemuth und von 1986 an wieder von Ralf Schlich. Diese beiden Leistungsgruppen haben in den vergangenen Jahren an regionalen und überregionalen Wettkämpfen bis auf Landesebene teilgenommen und teilweise gute Plätze belegt.
Die Fitnessgruppe „Senioren Männer" wurde im Jahre 1986 gegründet. Ihr Trainer war Wilfried Schlich und ist heute Frank Klein.
1990 wurde die Abteilung Badminton gegründet, die seither mit Schüler-, Jugend- und Seniorenmannschaften am Spielbetrieb des Badminton-verbandes Rheinland teilnimmt und durch die Ausrichtung zahlreicher Turniere den Badmintonsport im Maifeld etabliert hat.
Die turnerischen Veranstaltungen und Festlichkeiten finden seit dem Jahre 1984 in der neu erbauten Maifeld-Halle Polch statt. Seit der Errichtung der Maifeld-Halle durch die Verbandsgemeinde Maifeld wurde es der Turngesellschaft 1888 Polch e. V. ermöglicht, in noch breiterem Maße sportliche Betätigungen anzubieten.
Das 1982 ins Leben gerufene Lampionfest erfreut sich seitdem immer größerer Beliebtheit und war aus dem Polcher Terminkalender nicht mehr wegzudenken.
So blickt die Turngesellschaft 1888 Polch e. V. auf über 100 Jahre turnerische Tätigkeit im Dienste der Körperertüchtigung der Jugend und der Erwachsenen zurück und schöpft aus der Vergangenheit neue Kraft zur Bewältigung kommender Aufgaben.

Traditionelle "Götzwanderung" 1964

In den Jahren nach 1988 begann im turnerischen Bereich bei der männlichen Jugend der Wiederaufbau. Im Bereich der weiblichen Jugend war bereits seit einigen Jahren eine sehr erfolgreiche Aufbauarbeit geleistet worden. Mit den idealen Bedingungen in der Maifeldhalle und viel Engagement der Trainer konnte hier viel für den Turnsport bewegt werden. Die treibenden Kräfte hatte natürlich auch Namen: Rainer Ulmen, Achim Daheim, Mario Gail und Ralf Schlich bei den Jungen. Helga Landvogt, Claudia Bierbrauer und Sabine Dickscheid bei den Mädchen.
1989 wurde die Abteilung „Rhönrad" von Sabine und Michael Blettner ins Leben gerufen, die seit dieser Zeit ebenfalls ein fester Bestandteil des Vereins ist. Im selben Jahr wurde aus Reihen der Turner die Abteilung Badminton aus der Taufe gehoben. Da die neue Maifeldhalle zu diesem Zeitpunkt noch nicht für diese - mittlerweile olympische - Sportart ausgerüstet war, war viel Eigeninitiative und Imporvisationstalent gefragt. Seit dem Jahr 1990 nimmt die TG Polch regelmäßig an der Meisterschftsrunde des Badmintonverbandes teil. Höhepunkt war sicherlich die Ausrichtung des Südwestdeutschen Meisterschaften im Jahre 2006.
1992 konnte die TG mit Marc König erstmals einen Deutschen Meister im gemischten 10-Kampf präsentieren. 1993 komplettierte die neue Abteilung „Aerobic" das umfangreiche Programm der TG.

In den vergangen Jahren legte die TG ihr Augenmerk auf die kontinuierliche Aufbauarbeit. Schon die kleinsten im Alter von 1,5 Jahren können hier ihre ersten Erfahrungen machen. Ab dem 5. Lebensjahr können sich die Kinder dann entscheiden, in welcher Sportart sie sich weiter entwickeln wollen: Gerätturnen, Rhönradturnen oder Badminton. Für die Mitglieder im Erwachsenenalter bieten sich Möglichkeiten in drei Abteilungen Aerobic, Gesundheitsgymnastik, Hallenfußball, Badminton, Rhönradturnen oder Gerätturnen.
Mit mittlerweile 20 Abteilungen bietet die TG ein großes Feld für sportliche Betätigung.
Darüber hinaus kann jeder im Sommer das Deutsche Sportabzeichen auch ohne Vereinszugehörigkeit erwerben.

Doch bei der TG geht es nicht nur ausschließlich um die sportliche Betätigung. Das zeigt sich in der Vielfalt der Aktivitäten außerhalb der Halle. Ob es die karnevalistischen „Lieben Frauen" sind, die Wanderungen im Frühjahr und im Herbst, die Grillfeiern und Ausflüge in den einzelnen Abteilungen, die Beteiligung am Katharinenmarkt, das Jahresabschlussturnen, oder der Besuch von Turnfesten, stets geht es auch um das gemeinsame Miteinander außerhalb des Sports. Hier wird das deutlich, was man in der Turnerei unter den Begriff „Turnfamilie" fassen kann.
Dieser Tradition und den damit verknüpften Werten sieht sich die TG nach wie vor verpflichtet.


Die Vereinsgeschichte wurde geschrieben von Anton Bach, Ursula Gerhard, Hilde Fuchs und in der Festschrift aus Anlass des 100-jährigen Bestehens im September 1988 veröffentlicht. Weitergeführt wurde sie von unserem 1. Vorsitzenden Ralf Schlich